Teasertext

Das beste/schlechteste aus Trash TV und mehr - sehr genau angeschaut und freundlich kommentiert ...

Sonntag, 31. Oktober 2010

Englische Wochen, part 2

17.55 Uhr. Ich betrete das Klassenzimmer der Berufsschule. Heizung voll Pulle, Fenster sperrangelweit offen. Verschwende kurz einen Gedanken an Umweltschutz und nachhaltiges Handeln, bevor ich wider aller Hoffnung „Hallo“ in den Raum rufe. Man sieht mich, hört mich, ignoriert mich. Klasse, mein Platz von letzter Woche ist noch zu haben – direkt neben der netten Sonja. Links neben mir sitzt heute Marie-Luise. Den Typ kennt man noch aus der Schule: lange, glatte, blonde Haare (natürlich alles echt), Klamotten von Benetton oder Esprit in Erd- oder Ocker-Tönen, ungeschminkt, natur-hübsch, wahrscheinlich unheimlich engagiert im Umweltschutz und weint wenn Tiere gequält werden. In meiner Klasse damals hieß diese Person Susi. Na gut, diese hier heißt Marie-Luise und: Sie nervt. June ist der Meinung, wir sollen in Gruppen ein paar Übungssätze erarbeiten, in denen die „modal verbs“ fehlen. Auf die Plätze fertig los: Noch bevor ich  den ersten lückenhaften Satz überhaupt lesen konnte, sprudelt Marie-Luise schon alle 10 Lösungen heraus und schüttelt dann den Kopf ob meiner scheinbaren Trägheit. Auch ihrem mehrmaligen Drängen kann ich auch nicht mehr an mich halten und erbitte mir Ruhe zum Nachdenken – und sei es nur 10 Sekunden. Fazit: Sonja kichert, Marie-Luise schweigt beleidigt den Rest der Stunde, hebt aber weiterhin eifrig den Finger (rate mal ob sie schnipst!) und macht alles ganz ganz toll. Leider hat June nicht die richtige Brille dabei um unsere obligatorischen Namensschildchen zu lesen und ruft sie so lange mit wahlweise „Ann-Katrin“, „Anna-Maria“ oder „Eva-Maria“ auf, dass Marie-Luise auch böse auf sie wird und genervt verspricht, zur nächste Stunde natürlich ein anderes, selbstverständlich weitaus leserlicheres Schildchen zu malen.
Glückwunsch, basteln kann sie also auch J

Englische Wochen, part 1

Ich muss ja ehrlich gestehen: Ich war gestern schon etwas aufgeregt vor dem Englischkurs. In der Berufsschule für Handwerker suche ich das Klassenzimmer "Johann Wolfgang von Goethe". Die Handwerker sind da, wo die bunten Wände anfangen - schon wieder was gelernt. Und betrete das Zimmer und rufe "Hallo" in die Menschenmenge ... doch außer dem Echo, das von den Wänden widerhallt kam nichts weiter zurück. Also gut, dann eben nur hinsetzen und abwarten. Jetzt gehts los: Interviewe deinen Sitznachbarn und stell ihn den anderen vor. Gut für mich: Etwa 50 % der Menschen dort haben ein grottiges Englisch und werden mit etwas Glück und gutem Zureden von June, der kleinen Dozentin, den Kurs wechseln. Immerhin, meine Sitznachbarin Sonja ist wirklich nett – Steuerberaterin und passionierte Schwimmerin. Probleme hab ich noch mit Andre, der kommt nämlich ursprünglich aus Spanien und SPRICHT kein Englisch – er nuschelt es. Im Gegensatz zu Dima, der kommt nämlich aus Kroatien. Ich vermute, er hat seinen Nachbarn Markus auf Russisch vorgestellt. Hat aber keiner gemerkt, weiß eh jeder dass die Balkanesen kein Englisch können