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Das beste/schlechteste aus Trash TV und mehr - sehr genau angeschaut und freundlich kommentiert ...

Montag, 3. Januar 2011

Der Todestrieb des Obstes

Man möge mir verzeihen, aber heute Morgen nahm ich mir mal ein anderes Medium vor: eine Tageszeitung, schön traditionell auf Papier gedruckt. Und schon auf Seite 5 hat sich das gelohnt: Hier fand ich ein Interview mit einer Autorin zu ihrem neuen Buch, für dessen Vollendung sie versuchsweise als Fructarierin lebte. Aha, dacht ich mir ... soso, Fructarier, wohl Menschen die nur Obst essen, weil sie das für gesund oder heilsbringend oder karmamäßig hilfreich halten. Aber Achtung – jetzt wird’s noch besser: Fructarier essen nur das, was die Pflanze freiwillig hergibt – was also sozusagen vom Baum fällt. Denn: Pflücken verletzt die Pflanze und ist somit tabu. Man ist ja kein Unmensch. Und wir müssen ja schließlich wieder back to the roots, also die Natur – auch die Tiere - achten und schätzen wie unsere ältesten Urahnen das noch konnten.
Da hat sich also Herr Neandertal so lange neben ein Mammut gestellt, bis es tot umfällt? Und wenn er am Abend zur Frau Neandertal und den zehn kleinen Neander-Babys in die Höhle zurückkommt konnte er meistens nur sagen: „Sorry Leute, wieder nix gestorben heut“?? Und all die afrikanischen Sklaven auf den Plantagen amerikanischer Großgrundbesitzer – hätten die sich mal streng nach fructarischen Grundsätzen schön entspannt in ihr Baumwollfeld gestellt und mal locker ein/zwei Gospels gesungen und ein paar Jahre früher HipHop erfunden, bis endlich mal die Baumwolle freiwillig vom Strauch purzelt – ja was hätte da nicht für Elend verhindert werden können?!
Natürlich ist Fleisch jetzt auch tabu, denn wer will schon was mit einer Kuh zu tun haben, die täglich hunderte und tausende dieser zarten und schutzlosen Hälmchen brutalst aus dem Boden rupft? Pfui, so ein Geschöpf möchte man doch nicht mal essen!
Ich geh jetzt lieber in meinen Garten und warte, bis sich eine Kartoffel, gefangen in schwärzester Todessehnsucht, selbst ausgräbt. Wer mir einen Kaffee aus depressiven, sich selbst abwerfenden Bohnen gebrüht vorbeibringen möchte, ich bin sicher noch eine Weile dort.

1 Kommentar:

  1. die eingangs erwähnte autorin liest übrigens am 3.5. im e-werk! wenn ich hier mal schleichwerben darf :) lg verena

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